"Lugano", "Small Riva" oder etwa gar "Rivarama"? Was gilt denn nun bei dem RC-Modellboot "Lugano" Rtr?

Die Rivarama ist eine zweimotorige 13m-Luxusjacht von der Riva-Werft, die mitlerweile zur Ferreti-Group gehört und Boote aus Kunststoff für eine sehr betuchte Kundschaft baut. Das Deck der Jacht ist mahagoni-beplankt, dies wohl in Anlehnung an die legendären und sehr erfolgreichen Mahagoni-Boote dieses Herstellers aus den goldenen 60er und 70er Jahren (z.B. Ariston, Tritone, Aquarama).

Die äusserst schnittige Rivarama wird von 2 MAN Common-Rail-Dieselmotoren mit je ca. 800PS angetrieben und erreicht damit eine Geschwindigkeit von über 41 Knoten (75km/h). Bei Reisegeschwindigkeit kommt man mit dem Boot mit einer Tankfüllung von 1450Ltr allerdings nur etwa 430km weit.

Das Modell ist im Massstab von 1:20 gehalten und genau wie das Vorbild aufgebaut. Es hat einen GFK-Rumpf und ist auf dem Oberdeck mit Holz beplankt. Durch die Bauweise aus Kunststoff ist es voll wassertauglich und pflegeleicht. Das Modell hat eine Länge von 63cm und kommt im Gegensatz zum Original mit nur einem Motor aus. Ein Tribut an die recht geringe Grösse jedoch ein guter Kompromiss.

Es ist anzumerken, dass der Modell-Hersteller wohl nicht bei Riva resp. Ferreti anklopfen wollte, um eine Genehmigung zum Nachbau der Rivarama einzuholen. Das hätte wohl Auflagen bedeutet und sicher auch etwas gekostet. Stattdessen hat er lediglich einige Details nicht ganz originalgetreu übernommen und das Boot kurzerhand "Small Riva" getauft. Dem europäischen Vertreiber (mhd.eu) war das offenbar zuwenig sicher, insbesondere das Wörtchen "Riva" im Namen schien ihm zu konfliktträchtig. Also wurde das Boot abermals umgetauft und wird von ihm (und anderen) unter dem Namen "Lugano" vertrieben. Dazu mussten lediglich der Bootsständer mit einer entsprechenden Aufschrift versehen und der Schachtel-Aufdruck geändert werden.

Die Qualität des Modells ist erstklassig. Der Rumpf aus GFK ist einwandfrei gefertigt. Die Aufbauten passen saugend und machen einen sehr wertigen Eindruck. Die für den Betrieb zu entfernenden Aufbauten und Abdeckungen sind allesamt magnetisch gehalten und sehr leicht zu demontieren. Das ist alles gut durchdacht und umgesetzt. Das Highlight ist aber die Holzbeplankung in Klavierlack-Optik, die dem Modell einen ganz edlen Touch verleiht. Dieses Boot ist insgesamt ein kleines Schmuckstück.

Rivarama mit Figuren belebt Noch mehr Spass mit Figuren aus dem Modellbahnbereich...

Einzig beim Antrieb sind ein paar Fragezeichen zu setzen. So macht der Motor in 480er Baugrösse einen ausgesprochen mickrigen Eindruck. Da hätte man schon etwas Grösseres erwartet oder etwas Bürstenloses. Aber immerhin sind seine Magnete relativ stark und er weist auch eine beachtliche Gehäuselänge auf. Ein Bisschen Hoffnung bleibt also, dass das funktionieren könnte. Allerdings lässt sich auch die Schiffsschraube von Hand kaum durchdrehen. Wurde hier bei der Montage geschlampt?

 

Bildergalerie

Riva Rivarama
Riva Rivarama

Riva Rivarama
Italienische Luxusjacht

Riva Rivarama
Pures Vergnügen für 10 Personen

Riva Rivarama
Modell und Original aus GFK in Mahagoni-Look

Riva Rivarama
Das Modell hat einen Elektro-Antrieb (ca. 130W)

Riva Rivarama
Es erreicht ca. 20km/k (Gewicht ca. 1.7kg)

Riva Rivarama
Schönes Fahrbild

Riva Rivarama
Carven mit der Rivarama

 

Fahrvideo 1.33min

Spec: Brushed Originalmotor flach, ca. 480er Baugrösse, 2Z-Lipo

Click to download in FLV format (39.11MB)
Riva Rivarama am Aeschisee 2010

 

RC-Einbau und Fahrbericht der Ansmann Racing "Lugano" Rtr

Die "Lugano" Rtr ("Small Riva", "Rivarama"?) wird aufgrund ihrer Bezeichnung als fahrfertig verkauft. Hingegen steht z.B. in der Conrad-Beschreibung nur, dass Motor, Regler und ein Lenkservo im Lieferumfang enthalten seien. Etwas überraschend finden sich dann trotzdem alle benötigten Fernsteuer-Komponenten in der Schachtel, ausser den Akkus. Selbst ein 2-kanaliger FM-Handsender im 40MHz-Band mit passendem Empfänger und Quarzpaar sind mit dabei und alles macht einen ganz passablen Eindruck. Von mir wurde Sender und Empfänger allerdings nicht benutzt, da ich bereits eine Fülle anderer Fernsteuer-Sender im Einsatz habe.

Vor der Erstfahrt müssen nur der beiliegende Empfänger eingebaut, geeignete Akkus besorgt und diese geladen werden. Normale 6-Zellen Racing-Packs aus dem Car-Bereich oder entsprechende 2-Zellen Lipos passen. Irgendwie fragt man sich an dieser Stelle aber, wieso der Empfänger nicht auch gleich mit eingebaut wurde. Theoretisch ist das Boot also auf Augenhöhe mit der Ready-To-Run-Philosophie und ruck-zuck einsatzbereit. In der Praxis schaut die Sache aber ein wenig anders aus.

Da ist zunächst einmal die Schiffsschraube, die sehr stramm sitzt und sich von Hand kaum drehen lässt. Was würde wohl der verhältnismässig kleine Motor zu einer Jungfernfahrt mit so einem Setup sagen? Bereits auf der Werkbank wird ihm ein Standstrom von über 10A zugemutet und das notabene im Trockenen. Der kleine Kerl beschwert sich zusammen mit seinem Controller lautstark und unmissverständlich mit quälendem Pfeifen und starken Vibrationen über diese unfaire Behandlung. Nach kürzester Zeit hatte ich genug gehört und baute die Schiffs-Welle aus, um nachzugucken, was da los ist. Selbstredend musste vorher auch das Ruder ausgebaut werden, weil's sonst im Weg gewesen wäre.

Die Welle war komischerweise aus Messing gefertigt statt aus Stahl und motorseitig etwas sehr kurz geraten. Dazu war sie auch noch "angespitzt" wie ein Spiess zum Cervelats-Bräteln. Rundlauf mit so etwas? Fehlanzeige! Sofort war auch gleich klar, woher die Vibrationen stammten. Das Wellen-Unding wurde gleich wieder entsorgt und mit einer Stahlwelle von 3mm Durchmesser ersetzt. Leider beschränkt sich hierzulande der Zubehörmarkt auf Wellen mit 2 od. 4mm Durchmesser. Schiffsschrauben, Befestigungen etc. nichts passt auf 3mm, Eigeninitiative ist gefragt.

Zu allem Uebel war auch die Bohrung im Stevenrohr zu eng geraten und entsprach keiner "normalen" 3mm Passung. Um die nötige Leichtgängigkeit zu erreichen, musste der Wellendurchmesser erst mühsam kleiner geschliffen werden. Das Gleiche hätte übrigens auch für das Original-Teil aus Messing gegolten. Das Weiten des Stevenrohrs mit einem normalen 3mm Bohrer gelang nicht (war ja sowieso eine Schnapsidee) und eine verstellbare 3mm Reibahle war nicht zur Hand. Also wurde die Schiffswelle in eine Bohrmaschine eingespannt und sehr lange mit Schleifpapier bearbeitet. Der ganze Wellentausch hat dadurch sehr viel Zeit in Anspruch genommen und den Zusatz "Rtr" in der Bootsbezeichnung gleich wieder disqualifiziert. Der Motor freute sich dann immerhin über diese Nacharbeiten und das Amperemeter zeigte nurmehr einen Vollgasstrom von ca. 3.5A auf der Werkbank an. Auch das Gepfeiffe und die Vibrationen waren praktisch verschwunden. So stand einer Probefahrt nun nichts mehr im Wege.

Fahreigenschaften

Wie im Video zu sehen ist, fährt das Boot mit dem Originalmotor sehr vorbildgetreu und auch genügend schnell. Das hatte ich so von dem kleinen Motor nicht erwartet. Vorsorglich hatte ich nämlich bereits einen BL-Motor bestellt, den ich aber nun erst nach dem Ableben des Originalteils einbauen werde. Das Boot erzeugt auf dem Wasser kaum Geräusche, allenfalls im Teillast-Bereich ein etwas nerviges Gefiepe verursacht vom Regler. Es kann damit problemlos auf jedem Gewässer gefahren werden, wenn dies erlaubt ist. Mit Beschwerden von Passanten oder Erholungssuchenden ist nicht zu rechnen. Vorausgesetzt natürlich, man hält sich an ein paar einfache Regeln wie z.B. keine Tiere scheuchen, nicht fahren, wenn Leute baden etc.

Schlussbemerkungen

Die Temperatur des Originalmotors muss im Auge behalten werden, denn dieser wird nur im hinteren Bereich bei den Bürsten notdürftig gekühlt. Befestigt wird der Motor mit einer Alu-Kühlschelle aus dem Car-Bereich (siehe Baubilder), die aber im Bootsrumpf ohne Luftstrom nicht kühlt. So hatte ich nach einigen Minuten flotter Fahrt Temperaturen auf dem Motor-Gehäuse von über 70 Grad gemessen, was schon ziemlich grenzwertig ist. Zum Glück bleibt dies aber noch knapp unter der Stinkgrenze. Ich habe daraufhin eine wassergekühlte Version der Befestigungs-Schelle gebastelt. Leider bringt dies nicht sehr viel, aber immerhin etwa 5 Grad weniger sind's schon.

Abschliessend ist zu sagen, dass das Boot in seiner Art und mit dem schönen Finish ein kleines Schmuckstück ist. Seine Auslegung ist durchaus brauchbar, bis vielleicht auf die merkliche Ueberlastung des kleinen Bürstenmotors und die damit einhergehende, starke Hitzeentwicklung. Da zudem bei der Montage etwas geschlampt wurde, sind ein paar ungeplante Nacharbeiten nötig, um mit dem Modell fahren zu können. Diese halten sich aber in Grenzen. Insgesamt ist dieses Boot eine gute Investition.

 

Bilder zum Baubeschrieb

Riva Rivarama
Das Modell "Lugano", unten rechts der flache 380er Motor

Riva Rivarama
Messing-Motorschelle mit Wasserkühlung (Eigenbau)

Riva Rivarama
Ansicht der Einbauten